Auge und Diabetes?

Das Auge und Diabetes Mellitus

 

Augenkomplikationen bei Diabetes mellitus

Schlaganfall, Amputationen und Herzinfarkt treten häufig als Folge des Diabetes auf – das ist mittlerweile hinreichend bekannt. Weniger bekannt ist jedoch, dass in besonderem Maße auch die Augen gefährdet sind. Durch die anhaltend hohen Zuckerkonzentrationen im Blut verändern sich die winzigen und fein verzweigten Blutgefäße in der Netzhaut. Es kommt zu Einlagerungen von Fett- und Eiweißstoffen in die Gefäßwände. Die Versorgung der lichtempfindlichen Zellen mit lebenswichtigen Nährstoffen wird immer schwieriger. Am häufigsten ist die zuckerbedingte Netzhauterkrankung, die sogenannte diabetische Retinopathie. Nach 20 Jahren mit einem Diabetes Typ I leiden etwa 95 Prozent der Patienten an einer diabetischen Retinopathie. Bei Typ-II-Diabetikern trifft es immerhin noch 60 bis 80 Prozent. Bleibt die diabetische Retinopathie unbehandelt, führt sie zur Beeinträchtigung der Sehschärfe, zur Einschränkung des Gesichtsfeldes und im weiteren Verlauf der Erkrankung möglicherweise sogar zur Erblindung.

 

Diabetische Retinopathie

Je nachdem, welche Auswirkung der erhöhte Blutzucker auf die feinen Netzhautgefäße hat, unterscheidet man verschiedene Verlaufsformen der diabetischen Retinopathie.


Nichtproliferative Retinopathie
Bei dieser Form beschränken sich die Gefäßveränderungen auf die Netzhaut. Es bilden sich in den Gefäßen kleine Aussackungen, sogenannte Mikroaneurysmen. Aus den geschädigten Gefäßwänden können Blut und Flüssigkeit austreten. Mit der Blutung gelangen auch Blutfette in die Netzhaut, welche sich ablagern und gelbe Flecken bilden („harte Exsudate“). In diesem Stadium ist das Sehvermögen meist noch nicht beeinträchtigt.

 
Proliferative diabetische Retinopathie
Durch zunehmenden Sauerstoff- und Nährstoffmangel kann sich im weiteren Krankheitsverlauf eine proliferative Retinopathie entwickeln. Es bilden sich neue Gefäße, die in die Netzhaut und den Glaskörper hineinwachsen. Die Gefäße sind nur schwach entwickelt und neigen daher zu Blutungen. Blutet es in den Glaskörper, so führt dies zu einer plötzlichen und drastischen Verschlechterung der Sehschärfe. Zudem können sich die neuen Gefäße auch narbig verkürzen und wie Zugseile die Netzhaut von ihrer Unterlage, der sie ernährenden Aderhaut, ablösen, was bis zur Erblindung führen kann.

 

Diabetische Makulapathie und Makulaödem
Bei der diabetischen Makulapathie treten Veränderungen in der Netzhautmitte, der Makula, auf. Treten Blut und Flüssigkeit aus den geschädigten Netzhautgefäßen aus und sammeln sich in der Makula, schwillt diese an und die Sehzellen im Bereich des schärfsten Sehens sterben ab. Eine Netzhautschwellung im Bereich der Makula wird als Makulaödem bezeichnet. Dieser Prozess führt zum fortschreitenden Verlust der zentralen Sehschärfe und beeinträchtigt damit häufig auch wichtige Alltagsaktivitäten wie Lesen, Autofahren oder Fernsehen.


Beschwerden und Symptome

In den frühen Stadien der diabetischen Retinopathie werden oft keinerlei Symptome bemerkt. Sogar das Sehvermögen scheint unverändert, obwohl die Erkrankung bereits fortgeschritten ist. Meist bemerken die Betroffenen eine Verschlechterung wie verschwommenes oder verzerrtes Sehen, blinde Flecken oder nächtliche Sehschwierigkeiten erst, wenn der Diabetes die Sehzellen in der Netzhautmitte schädigt. Bei einer Glaskörperblutung werden sogenannte Rußwolken oder dunkle Flecken bis hin zum vollen Sehverlust beobachtet.


Früherkennung

Sind Sie Diabetiker, sollten Sie, auch wenn keine Sehbeschwerden vorliegen, schon zu Beginn Ihrer Erkrankung einen Termin zur Vorsorgeuntersuchung beim Augenarzt vereinbaren. Empfohlen wird danach mindestens einmal jährlich eine Kontrolluntersuchung. Sind bei Ihnen bereits Veränderungen im Sinne einer diabetischen Retinopathie entstanden, müssen Sie in kürzeren Abständen (alle drei bis sechs Monate) augenärztlich untersucht werden.
Bei der augenärztlichen Untersuchung kann der Arzt im Augenhintergrund anhand einer Augenspiegelung (Ophthalmoskopie) Gefäßveränderungen, kleine Blutungen und herdförmige Fettablagerungen an der Netzhaut erkennen und so die Diagnose stellen. Liegt eine diabetische Retinopathie vor, wird dem Patienten ein Farbstoff (Fluoreszein) in eine Arm oder Handvene gespritzt, der die krankhaften Gefäße sichtbar macht. Anschließend werden in schneller Folge Fotoaufnahmen angefertigt um festzustellen, wo Flüssigkeit aus Netzhautgefäßen austritt oder ob kleinste Gefäßverschlüsse oder -wucherungen vorliegen. Die optische Kohärenztomographie (OCT), ein noch relativ neues Verfahren, zeigt eine komplette Querschnittsansicht der Netzhautstruktur anhand einer Vielzahl von Schnittbildern. Dieses Verfahren eignet sich besonders gut zum Nachweis und zur Verlaufsbeurteilung des diabetischen Makulaödems.


Was Sie selbst tun können
Neben der regelmäßigen Augenkontrolle durch Ihren Augenarzt sollten Sie unbedingt darauf achten, dass Ihr Blutzucker dauerhaft im Normbereich und Ihr Blutdruck optimal eingestellt ist. Das sind die beiden wesentlichen Voraussetzungen dafür, das Entstehen bzw. das Fortschreiten einer diabetischen Retinopathie zu verhindern. Ergänzend sollten Sie auf eine
regelmäßige und ausgeglichene Ernährung achten, körperlich aktiv sein und das Rauchen unbedingt vermeiden. Halten Sie zudem Ihren Blutzucker im Gleis: Eine stabile Blutzuckereinstellung ist die beste Vorsorge gegen die diabetische Retinopathie. Weitere Informationen dazu gibt Ihnen auch gerne Frau Waltraut Gut, dipl.Diabetes Fachberaterin

 

Welche Therapiemöglichkeiten gibt es?
Der Verlust der Sehleistung kann nur verhindert werden, wenn die diabetische Retinopathie frühzeitig erkannt und rechtzeitig behandelt wird. Zur Behandlung stehen je nach Stadium verschiedene Ansätze zur Verfügung. Voraussetzung für alle Therapien ist jedoch, dass die diabetische Grunderkrankung richtig und konsequent behandelt wird.

 

Netzhaut-Lasertherapie
Die Laserbehandlung kommt zum Einsatz, wenn Veränderungen der Makula (Makulaödem) auftreten oder wenn sich neue Blutgefäße im Auge (proliferative diabetische Retinopathie) bilden. Ein stark gebündelter Lichtstrahl zielt auf die Netzhaut, um die neu gebildeten Gefäße schrumpfen zu lassen. Im Falle eines Makulaödems wird der Laser dazu benutzt, die lecken Blutgefäße zu veröden. Die Laserbehandlung erfolgt in Oberflächenbetäubung des Auges und ist in der Regel schmerzfrei.

 

Injektionstherapien
Vor allem beim Makulaödem haben sich Medikamente bewährt, die in den Glaskörper injiziert werden, um eine Abschwellung zu bewirken und dadurch die Sehfähigkeit zu verbessern. Hierzu eignen sich verschiedene Präparate (Lucentis ®, Avastin®, Macugen®), die bereits für die sogenannte feuchte Form der altersabhängigen Makula-Degeneration (AMD) erfolgreich eingesetzt werden. Alle drei Medikamente sind bislang für das Makulaödem nicht offiziell zugelassen und werden als „Off-Label-Use“ eingesetzt. Die Zulassung für Lucentis® wird Ende 2011 erwartet. Auch Pfizer strebt mit der Substanz Macugen® die Zulassung für das diabetische Makulaödem an. Alternativ besteht die Möglichkeit, Kortison in das Auge zu spritzen, welches auf ein Makulaödem akut abschwellend wirkt. Allerdings müssen zusätzliche Nebenwirkungen wie häufige Augendruckanstiege und Förderung einer Linsentrübung (grauer Star) in Kauf genommen werden.

 

Operative Verfahren
Sollte die Erkrankung trotz der Laser- oder Injektionstherapie fortschreiten, bleibt als letzte Möglichkeit nur noch die Operation. Operative Verfahren werden daher hauptsächlich zur Behandlung schwerer Fälle von proliferativer diabetischer Retinopathie eingesetzt. Ist der Glaskörper durch Einblutungen dauerhaft getrübt, so kann er bei der sogenannten Vitrektomie operativ entfernt werden. Anschließend wird der entstandene Hohlraum entweder mit verschiedenen Gasgemischen oder mit Silikonöl wieder aufgefüllt.

 

Quelle: Deutsche Seniorenliga e.V.