Sehen bei Parkinson

Die Lösung von Sehproblemen bei Parkinson

 

Viele Parkinsonbetroffene leiden an Sehstörungen wie schwachem Kontrastsehen, trockenen Augen oder lästigen Doppelbildern. Glücklicherweise gibt es für die meisten Probleme wirkungsvolle Lösungen.

 

Vielen Parkinsonbetroffenen macht (ab Stadium 4) die Lektüre der Tageszeitung keinen Spass mehr. Nur wenige Minuten klappt das Lesen gut, dann beginnen die Zeilen zu verschwimmen und einzelne Buchstaben verblassen. Kommen dann noch Doppelbilder dazu, ist der Lesespass vorbei.

 

Viele dieser an und für sich gesunden Menschen sind alterssichtig. Ursache dieser Sehstörung ist die ab etwa dem 45. Lebensjahr nachlassende Elastizität der Augenlinse. Folge dieser Altersstörung: Objekte in der Nähe erscheinen unscharf. Abhilfe schafft hier eine Lesebrille. Braucht der Patient auch eine Korrektur für die Fernsicht, wird oft vom Augenoptiker eine Gleitsichtbrille angepasst. Deren Gläser ermöglichen mit fliessendem Übergang eine Korrektur sowohl für das Sehen in die Ferne als auch in die Nähe. Mit dieser Gleitsichtbrille sind die meisten Brillenträger sehr zufrieden. Doch nun hat der Parkinsonbetroffene beim Lesen immer wieder lästige Probleme – warum nur?

 

Mögliche Tücken der Gleitsichtbrille


Damit man mit einer Gleitsichtbrille gut sehen kann, müssen die Gläser perfekt sein: Glastyp und Stärke müssen optimal bestimmt werden, sonst nimmt die Sehqualität sofort stark ab. Für den Blick in die Ferne dient dabei der obere, zum Lesen der untere Bereich der Gläser. Sitzt zudem die Brille nicht richtig, "verrutscht" der Blick oder hält man den Kopf schräg, so geht der Blick nicht mehr korrekt durch die jeweilige optische Zone des Glases – und die Sicht wird undeutlich. Verschärft wird das Problem, wenn (abhängig von Glasform und Brillengestell) der Lesebereich der Gleitsichtgläser eher klein oder sehr weit unten angesiedelt ist. Dann müssen die Augen besonders genau "zielen", damit der Blick exakt durch die Lesezone der Gläser geht. Genau hier ortet dann oft der Optometrist Andy Gut auch die Ursache des entsprechenden Sehproblems.

 

Weil sich hier, wie oft bei Parkinsonbetroffenen, die Kopf- und Körperhaltung über die Jahre verändert haben, passen Blickrichtung und Gleitsichtbrille nicht mehr recht zusammen.


Die zusätzliche Lesebrille stellt daher eine komfortable Alternative als Lösung für diese Problematik dar. Diese Lesebrille korrigiert die Sicht nur für das Sehen in die Nähe, das Glas hat also überall die gleiche Korrekturstärke. So sieht man unabhängig von der Blickrichtung immer scharf. Das ermöglicht ein entspanntes Lesen, ohne sich auf die Blickrichtung oder die Kopfhaltung konzentrieren zu müssen. Die Gleitsichtbrille kann weiterhin als "Allzweck-Brille" genutzt werden, also auf Spaziergängen, zum Fernsehen oder auch zum schnellen Lesen kurzer Schriftstücke wie etwa einer Rechnung oder der Speisekarte im Restaurant. Für die Lektüre von Zeitungen oder Büchern ist aber die Lesebrille die komfortablere Lösung.

 


Doppelbilder und Störungen der beidäugigen Zusammenarbeit


Oft berichten Parkinsonbetroffene auch über Doppelbilder, die immer häufiger auftreten. Vor allem, wenn man längere Texte liest oder am PC arbeitet, "rutschen" zunächst einzelne Buchstaben auseinander und nach einiger Zeit sieht man alles doppelt. Ursache dieses Phänomens sind Störungen in der Beweglichkeit und der Zusammenarbeit beider Augen. Letztere ist eine Meisterleistung aus Koordination und Feinmotorik: Jedes Auge wird von sechs äusseren Augenmuskeln bewegt, welche Blickrichtungswechsel und die Einstellung der Augen auf verschiedene Distanzen in Sekundenbruchteilen ausführen. Dabei auftretende kleine Ungenauigkeiten werden vom Gehirn kontinuierlich detektiert und über kleine Korrekturbefehle an die Augenmuskeln blitzschnell ausgeglichen. Ist diese Zusammenarbeit der Augen durch die Parkinsonerkrankung gestört, sehen die Betroffenen Doppelbilder. Diese werden meist als viel stärker behindernd empfunden, als die bei Parkinson ebenfalls häufigen Störungen der Augenbeweglichkeit. So bemerken viele Betroffene gar nicht, dass sie ihre Augen oft nicht mehr weit genug nach oben bewegen können und dass ihre Blickbewegungen verlangsamt und teils ungeregelt ablaufen.


Ohne dies zu beabsichtigen, bewegen viele Parkinsonpatienten ihre Augen zu wenig. Auch blinzeln sie eher selten – ein unbewusster Prozess, der vor allem bei konzentriertem Arbeiten auftritt. Der Blick wird dann "starr" und unbeweglich, der Blinzelreflex bleibt aus. Durch diesen Bewegungsmangel des Augenpaares bleiben die unwillkürlichen Korrekturimpulse des Gehirns aus und kleine Augenstellungsfehler machen sich bemerkbar. Die Augen geraten in eine Fehlstellung – Doppelbilder treten auf.

 
Abhilfe schaffen kleine Änderungen des Blickverhaltens. So kann der Parkinsonbetroffene lernen, wie auch seine Augen "in Bewegung bleiben": Beim Lesen blinzelt er am Ende jeder Seite kräftig und schaut kurz hin und her. Auch bei Computerarbeiten wechselt er den Blick, lässt ihn ab und zu durchs Fenster in die Ferne schweifen und blickt erst dann wieder auf den Bildschirm. So erhält das Augenpaar genügend Impulse für die beidäugige Zusammenarbeit. Mit diesen Übungen kann man nach einiger Zeit die Doppelbilder überwinden. Und wenn gelegentlich der Text in der Zeitung doch einmal doppelt erscheint, weiss man sofort, was zu tun ist: wegschauen, kräftig blinzeln und neu "zielen".

 


Wenn die Doppelbilder hartnäckig werden


Leider kann es im fortschreitenden Verlauf der Parkinsonerkrankung zu Augenstellungsfehlern kommen, die vor allem beim Blick in die Nähe hartnäckige Doppelbilder zur Folge haben. Dann ist eine genaue Abklärung beim Optometristen nötig. Dabei wird die Augenstellung ausgemessen und ein Prisma angepasst. Prismen sind Gläser, die eine gezielte Bildverschiebung bewirken, welche die Abweichung der Augachsen korrigiert. So wird der Stellungsfehler des Augenpaares kompensiert und die Betroffenen sehen nicht mehr doppelt. 

 


Die optimale Leselampe


Je ausgeprägter die Sehprobleme, desto wichtiger ist eine gute Beleuchtung. Dieser Merksatz gilt für Parkinsonpatienten ganz besonders. Denn der Dopaminmangel wirkt sich auch auf die Netzhaut respektive die Reizleitung zwischen der Retina und dem Sehzentrum aus. Bemerkbar macht sich dies vor allem in einer Schwächung des Kontrastsehens. So beklagen die Betroffenen häufig ein zeitweises Verblassen der Buchstaben beim Lesen. Eine wirkungsvolle Hilfe ist in diesem Fall eine sogenannte Kaltlichtlampe (Energiesparlampe). Solche Lampen sorgen für eine besonders kontrastreiche Beleuchtung des Textes, sodass Ungenauigkeiten in der Wahrnehmung weniger störend werden.

 


Trockene Augen

 

Das Problem trockener Augen kennen viele Menschen – und die Ursachen sind vielfältig. Parkinsonpatienten sind von diesem lästigen Phänomen recht häufig betroffen. Einerseits ist die Zusammensetzung ihrer Tränenflüssigkeit nicht optimal, andererseits nimmt man an, dass die Erkrankung den «Taktgeber» des Augenblinzelns beeinträchtigt. Deswegen blinzeln Parkinsonkranke weniger häufig, der auf dem Auge befindliche Tränenfilm trocknet. Brennende Augen, eine Entzündung der Bindehaut sowie unkontrolliertes Tränenüberlaufen können die Folge sein.

 

Hier helfen "künstliche Tränen" in Form von Augentropfen. Dabei ist es sehr wichtig, dass Augentropfen ohne Konservierungsmittel verwendet werden. Letztere können Unverträglichkeitsreaktionen hervorrufen und sind daher für die regelmässige Anwendung weniger geeignet. Gerne beraten wir Sie über das für Sie optimale Produkt.

 

Medikamenten-induzierte Sehprobleme


Gewisse Anti-Parkinson-Medikamente können sich negativ auf die optische Wahrnehmung auswirken. So können dopaminerge Medikamente visuelle Halluzinationen (optisches Wahrnehmen nicht vorhandener Dinge) auslösen. In diesem Fall ist ein erfahrener Neurologe gefragt. Gewisse Anticholinergika können eine Erweiterung der Pupillen verursachen. Gegen die dadurch verursachte erhöhte Lichtempfindlichkeit hilft das Tragen einer Brille mit getönten Gläsern.

 


Folgende Lösungen empfehlen wir Ihnen:

Trockene Augen: Tränenersatzmittel ohne Konservierungsmittel verwenden, häufiger aktiv blinzeln.
Schwierigkeiten beim Lesen: Auf optimale Beleuchtung (Kaltlichtlampe) achten, eine spezielle Lesebrille verwenden.
Doppelbilder: Viel blinzeln, häufiger aktiv die Augen bewegen, eventuell eine Prismenbrille anpassen lassen.

Blendung: Sonnenbrille tragen, respektive Sonnengläser auf die normale Brille aufstecken. Wenn die Sonne hoch steht (Mittagszeit), einen Hut mit grossem Sonnenschild tragen.

 


Generell gilt: Lassen Sie Ihre Augen regelmässig von uns checken. Schildern Sie uns allfällige Probleme und erwähnen Sie unbedingt, dass Sie an Parkinson leiden. Gerne werden wir Sie umfassend beraten. Wir freuen uns auf Sie!